(...) 2004 hat das Land Berlin den Stichtag für die Einschulung um ein halbes Jahr nach hinten verschoben: Seitdem werden alle Kinder schulpflichtig, die am ersten August das sechste Lebensjahr vollendet haben oder es bis zum folgenden 31. Dezember vollenden werden. (...)
(...) Anneke Prebensen wollte ihren Sohn eigentlich zurückstellen lassen. Jurek hat erst spät angefangen zu sprechen, ist oft krank, seit seinem ersten Lebensjahr Asthmatiker. Auch Kinderärztin und Logopädin sprechen sich dafür aus. Doch die Schulärztin ist anderer Meinung: Jurek hat all Seh- Hör- Sprach und kognitiven Tests bestanden, er ist schulfähig.
Die Mutter ist entsetzt. Es ist in Berlin kein Problem, Kinder, die noch jünger als Jurek, also bei Schulbeginn erst fünf Jahre und drei Monate sind, vorzeitig einzuschulen. Umgekehrt soll es nicht möglich sein, ein Kind zurückzustellen, das offensichtlich noch nicht so weit ist? (...)
(...) Kinder müssen nicht nur kognitive und motorische Fähigkeiten mitbringen, sondern auch Durchhalte- und Konzentrationsvermögen und ein Minimum an Selbstorganisation, sagt sein Klassenlehrer Frank Weingärtner. "Jurek war noch nicht bereit für die Schule. Er schafft es gut, zwei Stunden mitzumachen, dann hat er keine Kraft mehr, und seine Aufmerksamkeit lässt nach." (...)
(...) Auffällig aggressiv im Unterricht war Jurek nie, sagt sein Lehrer, "das hat er wohl alles zu Hause rausgelassen." Aber der panisch gehetzte Ausdruck im Gesicht, wenn es dem Jungen zuviel wurde, entgeht Lehrern und Erziehern nicht. Dass Kinder im ersten Schuljahr überfordert sind, manche davon verhaltensauffällig werden, das sei nichts Neues, sagt Weingärtner. (...)
http://www.morgenpost.de/familie/article1298718/Eingeschult-und-sitzen-geblieben.html
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