Man kann, meint Winfried Böhm. Deswegen werden die Heßlings nicht aussterben. Auch, weil das westliche Erziehungssystem ist, wie es ist. Es habe aus seiner Geschichte heraus „die Tendenz zur Untertanenfabrik“, sagt der international geschätzte Pädagoge.
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Die Schule sei zwar – jedenfalls in westlichen Demokratien – nicht mehr dazu da, um Soldaten heranzuziehen. Doch die Schulpflicht, die jedem Kind täglich fünf bis sechs Stunden lang einen Plan aufzwingt, sei noch immer dazu da, auf die herrschende Ordnung zu konditionieren. „Der Grundgedanke der abendländischen Erziehung ist: Erstens: Es gibt eine Ordnung. Zweitens: Der Lehrer oder Erzieher ist derjenige, der die Ordnung repräsentiert. Gemacht hat er sie aber nicht. Der Schüler muss, drittens, die Ordnung erkennen und anerkennen“, erklärt Böhm und resümiert: „Erziehung heißt also Unterordnung.“ Der Professor sieht ein „Paradox der Pädagogik“: Menschen auf Gehorsam und die herrschende Ordnung geradezu zu dressieren, sei kein großes Problem. „Aber wie soll ich jemanden zum freien kritischen Denken dressieren?“ (...)
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