Teil 4 der Serie über die Auswirkungen des demografischen Wandels
(...) Es muss gegengesteuert werden, sagt Bildungsforscherin Ilona Riesen - und zwar so früh wie möglich.
"Das Schulsystem, die Bildung allgemein ist ein kumulatives System. Das heißt, etwas, was in Kinderjahren nicht gelernt wurde, bleibt als Lücke da und diese Lücke wird immer größer im Unterschied zu den anderen Kindern. Und Defizite sammeln sich einfach über Jahre. Und so ist das bei Migranten-Kindern natürlich auch: Sprachliche Defizite lassen sich im späteren Verlauf, also zum Beispiel in der Hauptschule, kaum noch reduzieren ohne entsprechende externe Förderung." (...)
(...) Nordrhein-Westfalen war 2007 eines der ersten Bundesländer, das eine solche Sprachstandserhebung flächendeckend einführte. Schulministerin Barbara Sommer, CDU, sagte damals:
"Die Zielsetzung ist klar: dass jedes Kind der Unterrichtssprache Deutsch folgen kann, wenn es in die Schule kommt. Die ist eindeutig und die ist auch nicht zu verwässern und da kann man auch nicht sagen: Ach, das hab ich so nicht gewusst, sondern das ist wirklich die Zielsetzung, dieser Zielsetzung stellen wir uns."
Ein hoher Anspruch, der von der Landesregierung auch formal untermauert wurde, indem per Gesetz in die Elternrechte eingegriffen wurde: Seit drei Jahren muss jeder 4jährige verpflichtend zum Sprachtest.
"Es ist Zwang, es ist vorgezogene Schulpflicht, die eben auch mit einem Bußgeld belegt wird. Allerdings würden wir sicher nicht so weit gehen, dass wir sagen, also, wir fordern Ordnungskräfte auf, uns dabei zu helfen. Wir müssen sehen, dass wir die Eltern kriegen. Dass sie davon überzeugt sind, dass das für die Kinder ne Chance ist, denn die Kinder wollen sicherlich gerne."(...)
(...)Gute Schulnoten und soziales Engagement sind die Auswahlkriterien der Stiftung - dann können die Schüler maximal fünf Jahre lang bis zu ihrem Abschluss gefördert werden.(...)
(...)die Lage ist dramatisch für viele der Jugendlichen. Sie fühlen sich, sagt Uwe Schulze, systematisch ausgegrenzt.
"Schwierig ist glaube ich vor alle, dass viele das Signal bekommen haben: Na ja, ob ihr hier so richtig seid, das wissen wir gar nicht. Und es wird ganz viel über die Probleme gesprochen - darüber, dass die Sprache nicht richtig beherrscht wird. Darüber, wie es in den Familien zugeht oder wie die Eltern sich kleiden oder ähnliche Dinge. Bei vielen ist also so etwas angekommen wie die Botschaft: Eigentlich sind wir hier nicht so ganz erwünscht. Und das ist sehr schade und das vermitteln wir ihnen zum ersten Mal so richtig erlebbar mit dem Stipendium, mit der Aufnahme in dieses Programm, dass sie das Gefühl bekommen: Au ja, da sieht jemand, wir haben was drauf, und das wird auf einmal auch gewürdigt und wir können hier mal richtig zeigen, was in uns steckt, ohne andauernd gebremst zu werden mit irgendwelchen Dingen, die uns verletzen, ins Grübeln bringen und halt nicht so richtig motivieren." (...)
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1156255/
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